Laktat und Laktattest
Laktat ist ein Nebenprodukt anaerober Muskelarbeit (Energiebereitstellung in deinem Muskel, die ohne Sauerstoff funktioniert). Der Laktattest ermittelt deine Laktatkonzentration im Blut und gibt dir Auskunft über deine anaerobe Schwelle. Die anaerobe Schwelle ist ein wesentlicher Indikator für deine sportliche Leistungsfähigkeit. Dieses Wissen lässt sich in die Planung deines Trainings einbauen, um etwa Übertraining zu vermeiden. Des Weiteren können die gemessenen Laktatwerte auch für die Trainingssteuerung eingesetzt werden.
Laktattest: Wissenschaftlicher Hintergrund
Bei aerober Muskelarbeit wird Traubenzucker (C6H12O6) und Sauerstoff (02) zu Kohlenstoffdioxid (C02), Wasser (H2O) und Adenosintriphosphat (ATP). Ist jedoch die Trainingsintensität hoch und von längerer Dauer, funktioniert die aerobe Muskelarbeit nicht mehr und dein Körper stellt auf anaerobe – sauerstofffreie – Muskelarbeit um. Dabei entsteht Laktat. Als Laktate bezeichnet man Salze und Ester (Carbonsäure und einem Alkohol bzw. Phenol) der Milchsäure. Dabei wird Traubenzucker (C6H12O6), auch Glukose genannt, zu Adenosintriphosphat (ATP), dem universellen Energieträger lebender Organismen und eben Milchsäure (C3H6O3).
Aerob: C6H12O6 + 6 02 ⇒ 6 C02 + 6 H2O + 38 ATP
Anaerob: C6H12O6 ⇒ 2 ATP + 2 C3H6O3 (Milchsäure)
Außerdem ensteht stöchiometrisch bei der aeroben Muskelarbeit 14-mal so viel Adenosintriphosphat (ATP) als bei der anaeroben. Stellt dein Körper auf anaerobe Energiebereitstellung um, sinkt deine sportliche Leistungsfähigkeit beträchtlich. Beim Laktattest werden die Salze und Ester in deinem Blut ermittelt. Der Laktatgehalt in deinem Blut gibt eine gute Auskunft über deinen Belastungszustand während des Trainings. Wichtig ist vor allem die Bestimmung deiner individuellen anaeroben Schwelle – darunter versteht man jene Belastungsgrenze, bei der die anaerobe Muskelarbeit einsetzt. Diese Schwelle wird als Stoffmenge pro Volumen, meist als Millimol pro Liter, angeben und liegt in der Nähe von 4 mmol/l Laktatkonzentration im Blut.
Laktattest: Durchführung
Beim Laktattest wird auf einem Laufband, einem Ergometer oder bei einem Feldtest durchgeführt und besteht aus einem ca. 20-minütigen Belastungstest. Die Belastung wird bis zur Erschöpfung stufenförmig erhöht. Nach Absolvierung jeder Stufe wird von deiner Fingerkuppe oder vom Ohrläppchen Blut genommen und im Labor auf den jeweiligen Laktatwert überprüft und so deine anaerobe Schwelle ermittelt. Der Laktattest bietet dir Informationen über deinen Ist-Zustand bezüglich Belastbarkeit und sportlicher Leistungsfähigkeit. Des Weiteren gilt: Wird der Laktattest über eine längere Zeitperiode immer wieder wiederholt, kann der Laktattest spezifisch zur Steuerung und Gestaltung deines Trainings eingesetzt werden.
Mythos vom durch Laktat bedingten Muskelkater:
Früher wurde angenommen, Muskelkater entstehe durch Übersäuerung des Muskels durch Milchsäure und Laktate. Diese These gilt weitgehend als überholt. Heute gilt die Annahme, dass durch Überlastung kleine Risse (Mikrotraumata) in der Z-Scheibe des Muskelgewebes auftreten. Die Z-Scheibe ist die äußere Abgrenzung kleiner Abschnitte, den Sarkomen, innerhalb der Muskelfibrille. Durch die Risse entstehen Entzündungen, die das Eindringen von Wasser und die Bildung von kleinen Ödemen ermöglichen. In weiterer Folge kommt es zum Anschwellen des Muskels. Der Schmerz entsteht, wenn die durch die Mikrotraumata gebildeten Entzündungsstoffe nach einem halben bis einen Tag ausgespült werden und mit den außerhalb der Muskelfaser liegenden Nervenzellen in Kontakt kommen.